Seit 2010 gibt es in der Formel 1 Punkte für die Top-10 und 25 davon für den Rennsieger. Ein Quantensprung, denn zuvor gab es niemals mehr als zehn Punkte für den Erstplatzierten. Seitdem blieb das Punktesystem größtenteils unverändert. Lediglich der Bonuszähler für die schnellste Rennrunde veränderte die Ausschüttung für den Grand Prix ein bisschen.

Doch der Königsklasse könnte ein neues Punktesystem bevorstehen. Rund um den China-GP wurde bekannt, dass offen über eine Erweiterung der Punktepositionen bis auf Platz 12 diskutiert wird. Demnach würde das derzeitige System bis Platz 7 unverändert bleiben, dahinter allerdings jeweils in Einser-Schritten absteigend verlaufen und nicht wie im derzeitigen Punkteschlüssel bis P9 in 2-Punkte-Schritten. Beim letzten Treffen der F1-Kommission Ende April wurde das Thema behandelt, man fand aber noch zu keiner abschließenden Entscheidung.

F1-Teambosse: Mehr Punkte bedeutet mehr Spannung

Beim Formel-1-Wochenende in Miami sprachen sich eine Reihe von Teambossen für eine Erhöhung der Punkteverteilung aus - und das nicht nur die Vertreter der Hinterbänkler-Teams, die wohl in erster Linie von einer derartigen Neuerung profitieren würden. Aston-Martin-Teamboss Mike Krack sagte: "Es ist an der Zeit, dieses System unter die Lupe zu nehmen. Denn ich persönlich denke, dass es immer etwas geben muss, um das man kämpft, egal wo man steht".

Dem stimmte auch McLaren-CEO Zak Brown zu: "Ich denke, wenn man die Punkteverteilung erhöht, wird das mehr Spannung im ganzen Feld erzeugen. Deshalb unterstützen wir die Idee, dass mehr Teams Punkte einfahren sollen." Diese Aussage ist vor allem interessant, da McLaren von einer Umstellung derzeit nicht profitieren würde, sondern ganz im Gegenteil womöglich sogar einen Nachteil daraus ziehen würde.

Radikaler Vorschlag von Zak Brown: Punkte für alle?

Brown denkt sogar noch einen Schritt weiter. "Man könnte sogar dafür argumentieren, dass man allen Fahrern Punkte gibt. Das wäre natürlich eine ziemlich Überarbeitung, aber sobald es um Punkte geht, macht das jedes Überholmanöver viel wichtiger", so der US-Amerikaner. In den großen US-Rennserien ist es beispielsweise üblich, dass alle Fahrer, die an einem Rennen teilnehmen mit Punkten belohnt werden.

"Es kommt vor, dass Autos abstellen, um etwas an ihrem Auto zu sparen, weil sie keine Chance auf Punkte mehr haben. Das würde dadurch verhindert. Wenn ein schnelleres Auto nach hinten durchgereicht wird, zählt jeder Überholvorgang", so der McLaren-CEO. Ob die Formel 1 so weit gehen wird, ist unklar. Eine Änderung scheint im Moment aber realistisch zu sein. Denn, wie Brown betonte, spricht er nicht nur für sich selbst: "Alle Teams sind sich darüber einig, dass es eine gute Sache wäre, die Punktepositionen zu erweitern."

WM-Punkte für alle F1-Fahrer! Genial oder eine Schnapsidee? (26:18 Min.)

RB-Teamchef: Gibt in der Formel 1 keine Hinterbänkler mehr

Racing-Bulls-Teamboss Laurent Mekies nannte einen weiteren Grund, warum eine Umstellung zum derzeitigen Zeitpunkt Sinn machen würde. "Es gibt keine Hinterbänkler-Teams mehr. Wir haben zehn wirklich starke Teams", behauptete er. "Dieses Jahr ist ein gutes Beispiel. Wir haben einen fantastischen Kampf auch in der zweiten Hälfte des Feldes, zehn Autos, die innerhalb von ein oder zwei Zehntelsekunden liegen", fügte er hinzu.

"Unsere Pole Position ist P11 und unser Sieg ist P11", so Mekies. Durch die gute technische Zuverlässigkeit aller Topteams in der derzeitigen Formel 1 scheint das Szenario durchaus realistisch, dass die hinteren fünf Teams allesamt bei einem Rennen leer ausgehen. So geschehen beim Auftakt-GP in Bahrain. Seitdem sammelte aber bei jedem Grand Prix mindestens eines jener Teams Punkte.

Vor allem in Miami zeigte sich, dass die Kluft zwischen den Top 5 und dem Rest des Feldes alles andere als unüberwindbar ist: Yuki Tsunoda klassifizierte sich dank besserer Pace im letzten Stint deutlich vor George Russell, Aston Martin war selbst nur Teil des Verfolgerfeldes und benötigte in Form von Fernando Alonso Glück, um überhaupt Punkte abzustauben.