Der Weltmeister schlägt zurück: Jake Dennis sicherte sich am Sonntag im Qualifying zum zweiten Rennen in Berlin (heute ab 15:00 Uhr live bei DF1) an diesem Wochenende den ersten Startplatz, inklusive der drei Punkte für die Pole Position. Für den 28-Jährigen ist es die sechste Pole in der Formel E und die erste seit dem 16. Juli 2023 beim Rom ePrix. Und das, nachdem Dennis zuletzt viermal in Folge die Qualifying-Duelle verpasst hatte.

Im Finale der Duell-Phase setzte sich der Pilot vom Porsche-Kundenteam Andretti mit einer Zeit von 1:01.819 Minuten gegen Samstagssieger Nick Cassidy im Jaguar durch und war 0,078 Sekunden langsamer als die Pole-Zeit vom Samstag. "Was für eine Wendung für das Team", sagte ein sichtlich gelöster Dennis nach dem Ende der Zeitenjagd. "Zu wissen, dass ich es immer noch kann und so eine Runde abliefere, ist sehr besonders."

Cassidy fehlten schlussendlich 0,231 Sekunden auf die Dennis-Zeit. Der Neuseeländer nimmt den zweiten Berlin ePrix damit von Platz zwei in Angriff. Zuvor hatten beide Fahrer in ungewöhnlicher Manier gegen ihre jeweiligen Teamkollegen antreten müssen und diese geschlagen. Platz drei sicherte sich Dennis-Teamkollege Norman Nato, der direkt vor Mitch Evans im zweiten Werks-Jaguar starten wird. Für Nato, der bisher nur beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien in die Duell-Phase einziehen konnte, ist es die beste Startposition des Jahres.

Qualifying erneut bedeutungslos?

Bis auf die drei Meisterschaftspunkte für Pole-Setter Edoardo Mortara, mutete das Qualifying am gestrigen Samstag in Anbetracht des Rennens bedeutungslos an. Die massive Energiespar-Schlacht sorgte dafür, dass sich die Fahrer für einen Großteil des Rennens kampflos vorbeiwinkten und viel mehr die taktische Positionierung auf der Strecke sowie die Strategie entscheidend waren als die Startpositionen.

"Wir werden etwas sehr ähnliches sehen", meinte Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein vor dem Qualifying im internationalen TV. "Vielleicht wird es ein bisschen besser sein, aber wir fahren das Qualifying für die drei Punkte und nicht für die Startposition." Zumindest in den Ausmaßen der Energiespar-Schlacht sollte das Sonntagsrennen etwas konservativer ausfallen. Die Anzahl der Rennrunden ist beim zweiten Berlin-Rennen mit 38 Runden zwei Umrundungen kürzer - bei gleichbleibender verfügbarer Gesamt-Energie. "Vielleicht wird es also nicht so einen extremen Peloton-Effekt geben, wie wir es gesehen haben, aber es wird nach wie vor einen Peloton-Effekt geben", meinte Jaguar-Teamchef James Barclay dennoch.

Wehrlein und Günther scheitern erneut an Top-4

Hinter Evans folgte zunächst Stoffel Vandoorne im DS Penske als schnellster im Viertelfinale ausgeschiedener Fahrer auf Position fünf. Doch dem Belgier wurde seine Zeit gestrichen, da das Gewicht des Autos unter der vorgeschriebenen Mindestgrenze lag. Vandoorne startet deshalb von P8. Auch für die beiden Lokalmatadoren, Maximilian Günther (Maserati-DS) und Wehrlein war wie am Samstag im Viertelfinale Schluss. Der Allgäuer Günther wird den zweiten Berlin ePrix vom fünften Rang in Angriff nehmen, während Wehrlein Startplatz sechs einnehmen wird.

Wehrlein musste jedoch nach seinem Ausscheiden einen kurzen Schreckmoment überstehen. Die Rennleitung untersuchte kurzzeitig einen möglichen technischen Verstoß des sechsfachen ePrix-Siegers. Die Untersuchung wurde allerdings bereits fünf Minuten später wieder aufgegeben. Vandoorne wird hingegen noch aufgrund eines möglichen technischen Verstoßes untersucht. Die Top-7 schloss Samstags-Pole-Setter Mortara im Mahindra ab.

Auf Platz neun folgte Jean-Eric Vergne, der als Fünfter seiner Qualifying-Gruppe knapp die Duelle verpasste und damit für eine Überraschung sorgte. Bei den bisherigen neun Events hatte der Franzose die Duelle nur zweimal nicht erreicht. Wehrlein-Teamkollege Antonio Felix da Costa verpasste als Fünfter seiner Qualifying-Gruppe ebenfalls die Duell-Phase (Startplatz zehn). Zum Einzug in die Top-8 fehlten dem Formel-E-Champion von 2020 0,062 Sekunden. Damit musste sich Felix da Costa auch im zehnten Qualifying des Jahres Wehrlein geschlagen geben.

Abt-Cupra verpasst die Duelle

Für das deutsche Team Abt-Cupra lief das Qualifying nach einem enttäuschenden Samstagsrennen nicht wie erhofft. Die beiden Piloten der Kemptener schieden bereits in der Gruppenphase aus. Lucas Di Grassi konnte in seiner Qualifying-Gruppe lediglich die sechstschnellste Zeit sichern und startet von Position zwölf.

Kelvin van der Linde, der an diesem Wochenende Stammfahrer Nico Müller ersetzt, durchlebte eine noch weniger erfolgreichere Zeitenjagd. Der Südafrikaner fuhr in seiner Qualifying-Gruppe die langsamste Zeit und nimmt in der Startaufstellung den 21. Startplatz ein. Auf Teamkollege Di Grassi fehlten van der Linde 0,240 Sekunden.

Lucas di Grassi im ABT CUPRA
Abt-Cupra verpasste die Top-8, Foto: LAT Images

An diesem Wochenende fehlen neben Müller vier weitere Formel-E-Stammfahrer. Sam Bird (McLaren-Nissan) fehlt nach seinem vor zwei Wochen im Monaco-Training zugezogenen Handbruch weiterhin und wird erneut von Taylor Barnard vertreten. Zudem starteten mit Müller vier etatmäßige Piloten gestern beim WEC-Rennen in Spa und verpassen auch das Sonntagsrennen. Die beste Ausgangsposition von den Ersatz-Piloten für das Rennen konnte sich Joel Eriksson (Envision-Jaguar) sichern, der heute sein zehntes Formel-E-Rennen bestreitet. Der Schwede erreichte den elften Rang.

Wehrlein-Konkurrent erneut mit Qualifying-Problemen

Auch der Meisterschaftsdritte Oliver Rowland (Nissan) muss auf ein enttäuschendes Qualifying zurückblicken. Der Brite konnte sich lediglich Startplatz 16 sichern. "Ich habe seitdem wir hier sind über eine Runde gestrauchelt", sagte Rowland nach dem Ende des Qualifyings. Es ist das vierte Rennen in Folge, bei dem der 31-Jährige die Qualifying-Duelle verpasste.

Für ERT-Pilot Dan Ticktum, der im Samstagsrennen Lucas Di Grassi (Abt-Cupra) abgeräumt hatte, stand die Startposition schon vor dem Start ins Qualifying fest. An seinem Boliden wurde das Getriebe sowie die Motorkontrolleinheit gewechselt, wobei die über die Saison erlaubte Anzahl der Komponenten überschritten wurde. Dafür erhielt Tickum zwei Strafversetzungen um jeweils 20 Startplätze. Der 24-Jährige startet somit vom letzten Platz, nachdem er sich ursprünglich auf Rang 18 qualifiziert hätte. Da jedoch auch so mehr als elf Strafstartplätze ausstehen, muss Ticktum während des Rennens eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe absitzen.

Die Startaufstellung für den Berlin ePrix II 2024

Pos.FahrerTeam
1Jake DennisAndretti-Porsche
2Nick CassidyJaguar
3Norman NatoAndretti-Porsche
4Mitch EvansJaguar
5Maximilian GüntherMaserati-DS
6Pascal WehrleinPorsche
7Edoardo MortaraMahindra
8Stoffel VandoorneDS Penske
9Jean-Eric VergneDS Penske
10Antonio Felix da CostaPorsche
11Joel ErikssonEnvision-Jaguar
12Lucas Di GrassiAbt-Mahindra
13Jehan DaruvalaMaserati-DS
14Jake HughesMcLaren-Nissan
15Sergio Sette CamaraERT
16Oliver RowlandNissan
17Sacha FenestrazNissan
18Taylor BarnardMcLaren-Nissan
19Paul AronEnvision-Jaguar
20Jordan KingMahindra
21Kelvin van der LindeAbt-Mahindra
22Dan TicktumERT